Landnutzung und Klima

Landnutzungsänderungen und ihre Auswirkungen auf den Klimawandel.

Der Boden spielt eine essenzielle Rolle für das Klima. Durch die Änderung der Bodennutzung trägt der Mensch zum Klimawandel bei.

18 %

1,3 Gt

Landnutzungsänderungen machen 18% der insgesamt freigesetzten CO₂-Emissionen aus.
(Zeitraum 1959-2017)

Jährlich werden 1,3 Gigatonnen CO₂-Emissionen durch Landnutzungsänderungen verursacht.
(Zeitraum 1959-2017)



43 %

5x

Die Landnutzung durch die Landwirtschaft ist zwischen 1950 und 2000 weltweit um 43% gestiegen.

Global ist etwa fünfmal mehr Kohlenstoff im Boden gespeichert als in der Vegetation.

Was ist eine Landnutzungsänderung?

Landnutzungsänderung bezeichnet eine Änderung in der Nutzung bzw. der Bewirtschaftung von Land durch den Menschen, was zu einer Änderung der Landbedeckung führen kann. Landbedeckungs- und Landnutzungsänderungen können Folgen für den Klimawandel haben. Produktive Landflächen stellen eine begrenzte Ressource auf diesem Planeten dar. Eine nachhaltige und effiziente Landnutzung ist daher essenziell für ein gesundes Klima.

EIn Pfeil
Ein Hochhaus, ein Traktor, ein Weizenfeld.

Die negativen Folgen der Landnutzungsänderungen
sind vielschichtig. Besonders auffällig zeigen sie sich jedoch
in Wald- und Moorgebieten.

Eine Illustration eines Waldes. Davor steht "Wald".

Die Abholzung der Wälder unseres Planeten hat sich zu einem der größten Umweltprobleme unserer Zeit entwickelt. Neben der Umwandlung von CO₂ in Sauerstoff durch Photosynthese haben Bäume und vor allem der Waldboden jahrtausendealten Kohlenstoff gespeichert.

Ein Icon, das einen Wald zeigt. Darüber steigt CO2 auf.

Kohlenstoffkreislauf im Wald

Das Kohlenstoffsystem Wald ist deutlich weitreichender, als die sichtbaren Bäume vermuten lassen. Ein großer Anteil des eingespeicherten Kohlenstoffs ist im oberirdischen Teil eines Waldes, also in der Vegetation, gespeichert.

Zusammengenommen speichern die Einzelbestandteile des Waldbodens jedoch mehr Kohlenstoff. Dieser Kohlenstoff wurde bereits vor Jahrhunderten eingelagert.

Kohlenstoffvorrat des Waldes in Mio. Tonnen für das Jahr 2012.

Wir merken:

Wälder sind essenzielle Kohlenstoffsenken. In Deutschland lagern alle Waldflächen sogar mehr Kohlenstoff ein, als alle Flächen des Ackerlandes, Grünlandes, der Siedlungsflächen und Feuchtgebiete zusammengenommen ausstoßen.

Vergleichsaufstellung von flächenbezogenen Emissionen und Senken in Deutschland im Jahr 2017 in Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente.

Vergleichsaufstellung von flächenbezogenen Emissionen und Senken in Deutschland im Jahr 2017 in Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente.

Die Einspeicherung von Kohlenstoff geschieht dabei hauptsächlich durch den Prozess der Photosynthese. Das CO₂ wird aufgetrennt. Der Sauerstoff wird an die Luft abgegeben, der Kohlenstoff in Baum und Boden eingelagert. Wird der Wald gerodet, setzen Fäulnisprozesse und teils auch Verbrennung eingelagerten Kohlenstoff in Form von CO₂ frei.

Der Kohlenstoffkreislauf des Waldes.

Ein Icon, das einen Wald zeigt.

Wie steht es um den weltweiten Wald?

In Deutschland wird Wald seit vielen Jahren gut geschützt. Der Großteil der deutschen Waldgebiete wird forstwirtschaftlich genutzt. So bleibt die Funktion des Waldes erhalten. Nur selten wird Bestandswald für anderweitige Flächennutzungen gerodet. Dem gegenüber steht eine weitreichende Aufforstung, so dass Waldflächen in Deutschland seit 20 Jahren sogar deutlich wachsen.

Während hierzulande Wald mit viel Aufwand geschützt und aufgeforstet wird, malt eine weltweite Betrachtung leider ein ganz anderes Bild.

TEST
0 -2 -4 -6 +2 1990 - 2000 2000 - 2010 2010 - 2020 +4

Änderungen der Waldfläche in Mio. Hektar pro Jahr.

Es lässt sich unschwer erkennen, dass die Waldflächen in Europa, Asien, Ozeanien und Nordamerika in den vergangenen 30 Jahren leicht gewachsen sind. Dieses Wachstum steht jedoch im harten Kontrast zu dem massiven Waldrückgang in Südamerika und Afrika.

Dieser Waldrückgang hat jedoch keine lokalen Ursachen. Durch Globalisierungsprozesse verlagert sich die Produktion von Lebensmitteln, die vor allem in Nordamerika und Europa konsumiert werden, in diese Kontinente. Gerade für die Produktion von Fleisch und Futtermitteln werden große Flächen des nativen Regenwaldes gerodet. Der dort gespeicherte Kohlenstoff wird hierbei freigesetzt.

Brasilien

Brasilien ist als Land, das zu großen Teilen mit natürlichem Regenwald bedeckt ist, besonders stark betroffen. Insbesondere für die landwirtschaftliche Nutzung wurden große Teile des Regenwaldes gerodet.

Ein Diagramm

Anteiliger Übergang von Waldflächen zu landwirtschaftlichen Flächen in Brasilien zwischen 1985 und 2019.

Eine Legende.

Die Viehhaltung und der damit verbundene Futtermittelanbau sind seit 1985 deutlich angestiegen:

Entwicklung der Waldrodung in Teres Pires, Brasilien, zwischen 1985 und 2019.

Zusammengefasst

Der Wald ist ein essenzieller Kohlenstoffspeicher.

Bei einer Rodung wird dementsprechend viel CO₂ freigesetzt. Den Wald zu schützen bedeutet daher, das Klima zu schützen. In einigen Regionen wird Flächenschutz bereits ausreichend praktiziert. In Südamerika und Afrika werden jedoch massiv Waldflächen gerodet.

Ein Header, der eine Illustration eines Moors zeigen.

Die Trockenlegung der Moore bildet ein weiteres, immenses Problem für unser Klima. Als unverzichtbare Kohlenstofflager und -speicher werden sie oft unterschätzt. Obwohl die Moore nur einen sehr kleinen Teil der Erdoberfläche bedecken, speichern sie mehr Kohlenstoffdioxid, als jedes andere Ökosystem.

Ein Piktogramm, das ein Moor und aufsteigendes CO2 zeigt.

Moor als Kohlenstoffspeicher

In den verschiedenen Torfschichten befindet sich über mehrere Jahrtausende eingelagerter Kohlenstoff. Beim Torfabbau wird dieser gebundene Kohlenstoff in Form von CO₂ freigesetzt.

Kohlenstoffkreislauf des Moores.

Ein Kubikmeter Torf enthält etwa so viel Kohlenstoff wie die sechsfache Fläche eines 100-jährigen Waldes.

Wir merken:

Moore sind in Bezug auf die Speicherung des Kohlenstoffes sogar noch relevanter als Wälder. Insgesamt speichern weltweit alle Moore etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder.

Während sich ein Wald verhältnismäßig schnell von einer Rodung oder einem Brand erholen kann, wächst ein Moor lediglich um einen Millimeter pro Jahr. Dementsprechend sind präventive Maßnahmen beim Moor unumgänglich.

Über 5% der Landfläche in Deutschland war ursprünglich von Mooren bedeckt. Heute gelten nur noch 0,1% als naturnah. Viele Moore wurden trockengelegt, um die Flächen landwirtschaftlich nutzbar zu machen.

Ein Vergleich

Größenvergleich der gesamten Moorfläche in Deutschland früher (Sachsen) und heute (Bremen) anteilig an der Gesamtfläche Deutschlands.

Ein Diagramm.

Trockengelegte Moore sind für geschätzt zwei bis drei Prozent der CO₂-Emissionen in Deutschland verantwortlich - mehr, als alle Windräder in Deutschland aktuell einsparen.

Ein Piktogramm, das Moor zeigt.

Wie steht es um die weltweiten Moore?

Weltweit betrachtet haben neben Deutschland viele weitere Länder, vor allem in der EU, große Moorflächenverluste durch Trockenlegung zu verzeichnen.

Anteil der trockengelegten Moorflächen an gesamter Moorfläche je Land.

Durch die Trockenlegung der Moore wird enorm viel CO₂ freigesetzt. In entwässernten Mooren kommt es teilweise zu Torfbränden, die weitere CO₂-Emissionen verursachen. Diese gab es im letzten Jahrzehnt vor allem in Russland und Südostasien. An einzelnen Tagen waren die Emissionen dortiger Torfbrände höher als ein gesamter Tagesausstoß der USA.

Jährliche Mooremissionen je Land in Mio Tonnen CO₂-Äquivalent.

Ein Piktogramm, dass die Flagge des Kongos anzeigt.

Kongo

Ein großer Teil der Demokratischen Republik Kongo ist von tropischem Regenwald bedeckt. Im Nordwesten, im Grenzgebiet zur Republik Kongo, befinden sich weit ausgedehnte Sumpfgebiete und das derzeit größte Moor unseres Planeten. Das Moor im Cuvette Centrale umfasst etwa 145.000 km² und wurde erst 2017 entdeckt.

Eine Karte, die Afrika zeigt. Darauf verzeichnet: Das größte Moor der Welt.

Das größte Moor der Welt.

In diesem Moor im Cuvette Central sind etwa 30 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. In CO₂ umgewandelt entspräche dies den weltweiten Emissionen fossiler Energieträger von drei Jahren.

Dorf im See Lac Paku, gelegen in den Torfwäldern im Cuvette Centrale, Demokratische Republik Kongo. Die Gegend gilt als der größte Kohlenstoffspeicher der Welt.

Teilgerodeter Abschnitt in einem Torfwald nahe Lokolama/Penzele, Demokratische Republik Kongo.

Palmöl-Plantage in den Torfwäldern im Cuvette Centrale, Demokratische Republik Kongo.

See Lac Paku, gelegen in den Torfwäldern im Cuvette Centrale, Demokratische Republik Kongo. Die Gegend gilt als der größte Kohlenstoffspeicher der Welt.

Zusammengefasst

Moore sind in Bezug auf die Speicherung des Kohlenstoffes sogar relevanter als Wälder.

Bei einer Trockenlegung wird dementsprechend viel CO₂ freigesetzt. Die Moore wurden bisher unzureichend geschützt. Darum sind weltweit große Moorverluste zu verzeichnen. Der Schutz ist jedoch enorm wichtig, da es Jahrhunderte dauern kann, bis ein Moor wieder intakt ist.

Welche Beweggründe haben wir Menschen, diese Landflächen dennoch zu zerstören?

Fleisch ist das Problem

Die Tierhaltung und tierische Produkte sind die weltweit größte Triebkraft für die Abholzung von Wäldern. Zudem sind sie für 70% der Treibhausgasemissionen unserer Ernährung verantwortlich. Der Flächenverbrauch ist hierbei besonders auf den Futtermittelanbau zurückzuführen.

Es lässt sich unschwer erkennen, dass tierische Produkte und vor allem Fleisch den größten Flächenverbrauch aufweisen. Pflanzliche Produkte hingegen verbrauchen deutlich weniger Fläche.

Eine Infografik.

Landnutzung in m² für Lebensmittel pro Kilogramm.

Kühe auf einem Feld.Eine Straßenkreuzung

Weitere Ursachen:

Ein Traktor.

Durch das Bevölkerungswachstum und den damit verbundenen Anstieg des Nahrungsmittelanbaus werden immer mehr naturnahe Flächen für den landwirtschaftlichen Nutzen umgewandelt. Durch Lebensmittelverschwendung wird das Problem zudem noch drastischer. Doch die Landwirte stehen unter ständigem finanziellen Druck und sind deshalb oftmals gezwungen, das Grünland in Ackerland umzuwandeln.

Weitere Ursachen:

Eine Illustration eines PKWs.

Die zunehmende Bevölkerungszahl und der simultane Zuwachs des Wohlstandes sorgen dafür, dass Verkehrswege und Infrastrukturen stetig ausgebaut werden. Der gesteigerte Anspruch an die Warenverfügbarkeit und der Wachstum des Onlinehandels sind beispielsweise ein Teil der Ursachen für die wachsende Infrastruktur.

Weitere Ursachen:

Eine Illustration eines Kraftwerks.

Sowohl die konventionellen Energien als auch die erneuerbaren Energien haben einen besonders hohen Platzbedarf. Bei den konventionellen Energien ist es vor allem der Braunkohleabbau, der große, naturnahe Flächen in Anspruch nimmt. Der Energiebedarf wächst zudem aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung stetig.

Weitere Ursachen:

Ein Hochhaus.

Die Hauptursache für die Ausweitung der bebauten Fläche ist das Bevölkerungswachstum. Zudem haben sich die Ansprüche der Bevölkerung an die Siedlungsflächen in den letzten Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Hierbei wächst diese Fläche schneller als die Bevölkerung, wodurch die Effizienz der Flächennutzung sinkt.

Was sollten wir Menschen tun?

Eine Illustration eines Demo-Schilds.

Aktiv Werden

Unterstütze Petitionen, engagiere dich politisch, spende Geld an Organisationen oder trage zur Informationsverbreitung unter Freunden und Familie bei!

Ein Piktogramm eines Einkaufswagens.

Konsumverhalten

Achte auf deine Ernährung und verzichte so gut es geht auf Fleisch und tierische Produkte. Außerdem solltest du bewusster einkaufen, um weniger Lebensmittel wegzuwerfen.

Ein Piktogramm eines Preisschildes.

Bepreisung

Um die gefährdeten Gebiete zu schützen, bedarf es eines künstlichen Flächenschutzes. Dies kann beispielsweise durch Bepreisung oder das Errichten von Naturschutzgebieten geschehen.

Ein Piktogramm einer Waage.

Legislative

Um eine nachhaltige Lösung zu erzielen, müssen sich alle Regierungen einsetzen. Hierbei wären Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung und Förderung der pflanzlichen Ernährung mögliche Ansatzpunkte.

To have good farming or good land use of any kind, you have got to have limits. Capitalism doesn't acknowledge limits.

Wendell Berry

Quellen

Ein Pfeil.